8. Juli
Ich träumte, wir wären mit unserem Gespann wieder auf Achse. Wir befinden uns auf einem viel zu kleinen Kahn und die Hinterräder des Bauwagens hängen im Wasser. Plötzlich schreit jemand: “Raus hier, alle runter vom Schiff!“ „Der Wagen ist zu schwer!“ „Wir sinken!“ Schweißgebadet wache ich auf. Es ist drei Uhr nachts. Albträume? Ich finde mich bald wieder in der Realität zurecht. Die Nachtschwester hat mit mir ordentlich zu tun. Nicht nur in dieser Nacht.
Noch einmal wird der korrekte Sitz der Schiene im Röntgenraum am Vormittag kontrolliert. Alles im grünen Bereich! Dr. Wick meint, die Schiene kann maximal drei Monate im Körper verbleiben. Dann aber muss sie wieder entfernt werden und zeitgleich wird dann der zackige, hochsitzende Nierenstein getrümmert.
Wo das sein wird, in welcher Klinik und in welchem deutschen Bundesland, kann ich heute noch nicht sagen. Vielleicht in Freiburg oder in Bad Krotzingen?
Eines aber steht fest: Wir sind durch meinen Klinikaufenthalt und die beiden Reparaturwochen in Schweden und Polen so stark in Verzug gekommen, dass wir den „Rest“ der geplanten Strecke von ca. 11000 Kilometern bis Ende Oktober nicht mehr schaffen können. Wir liegen etwa 2000 km zurück. Das ist halt Schicksal. Es lohnt nicht, sich darüber aufzuregen oder groß nachzudenken. Ich darf auch nicht zu weit von der deutschen Grenze entfernt sein, da meine private Auslandskrankenversicherung nur in Notfällen einspringt und nicht bei geplanten Operationen. Ich kann nur hoffen, dass alles gut geht und ich nicht schon vor der deutschen Grenze im Oktober ärztliche Hilfe brauche.
„Mein Himmel ist überall!“ Auch hier in der Klinik und ich weiß, dass alles ein gutes Ende nehmen wird. Dazu fällt mir spontan noch ein Satz ein: „Wer sich seinen Himmel erst erträumen muss, ist mit geschlossenen Augen durchs Leben gegangen!“ Ich warte mit offenen Augen auf den Samstag. Da steht meine Entlassung an. Endlich geht es dann weiter mit unserer Abenteuerreise. Wir wollen uns dann noch zwei Tage Ruhe gönnen und am Dienstag nächste Woche in Richtung Niederlande weiter fahren. Am Abend kommt überraschend unser Sohn Mario mit seiner Lebensgefährtin Tanja zu Besuch. Sie sind 400 Kilometer von Hofgeismar aus gefahren und wollen in einem Mietzimmer bis zum Sonntag auf dem Platz bleiben. Ich freue mich unheimlich über diesen Besuch und warte auf den nächsten Morgen, wo ich das altehrwürdige Klinikum wieder verlassen darf und wieder „zu Hause“ bin…bei meiner „guten, alten Tante Paula.“ (Und natürlich bei meiner lieben Frau)
Dann bekomme ich nochmals lieben Besuch. Mein Bruder Werner, der in Bremen Zuhause ist, ist mit meiner Schwägerin Uschi nach Kyritz angereist. Die beiden wollen für eine Nacht ebenfalls auf dem Campingplatz in Wusterhausen bleiben um dann am nächsten Morgen zu ihrem diesjährigen Urlaubsort “Rerik” zur Ostsee weiterzufahren. Sie haben preisgünstig in einem Mietcaravan Quartier gefunden.
Werner, sein Spitzname ist schon seit Jahrzehnten “Boeuff”, hat mir alle Zeitungsartikel, denen er online habhaft werden konnte, laminiert mitgebracht, damit wir sie demnächst außen an die Halteklammern des Bauwagens anbringen können. So sind unsere Zuschauer und Besucher immer auf dem Laufenden. Einige Pressemeldungen sind mir unbekannt und ich stoße beim Durchsehen öfter mal ein “Oh” aus. Er druckt auch für einige uns nahe stehenden Menschen, die keinen Computer haben, meine Berichte auf Papier aus und verschickt sie.
Es ist schon ein “feines Brüderchen”, das mir sehr nahe steht.