24. Mai
Schon früh am Morgen tuckern wir mit guter Laune mit unserem achtundzwanzigjährigen Ackerschlepper über die Straße Nr. 78 in Richtung „Grünes Gras, Frühling und Wärme.“ Es nieselt. Wir rauschen mit gerade mal 20 km/h an unvorstellbar langen und dichten Föhrenwaldstücken vorbei, sehen wieder einige Rentiere grasen und überqueren den Fluss „Simojoki,“ der anders als in Norwegen oder Schweden nur sehr träge dahin fließt. Keine Felsbrocken im Flussbett versperren hier den Weg des Wassers.
Unterwegs merke ich, dass ich mich zum ersten Mal in diesem Jahr morgens nicht rasiert habe. Ich werde langsam nachlässig, stelle ich erschrocken fest und hoffe, dass mich Barbara mit meinem Stoppelbart trotzdem noch mag.
Bei einer Rast und einer allgemeinen Zwischeninspektion motormäßig fällt mir auf, dass etwa ein Viertel Liter Bremsflüssigkeit fehlt. Ich habe zu aller Vorsicht einen Rest von Zuhause mitgenommen und werde die schwachgelbe Flüssigkeit, die auch unsere Servolenkung in Gang hält heute Abend in den Behälter nachfüllen. Am äußersten Stadtrand der Stadt „Rovaniemi“ sehen wir einen Supermarkt und eine günstige Tankstelle, wo der Liter Diesel drei Cent billiger ist als bei den Markentankstellen. 1, 35 Euro zahlen wir nur. Hier in Rovaniemi, am Polarkreis scheiden sich die Geister. Die einen finden den Rummel 8 km nördlich der Stadt kaum erträglich, die anderen amüsiert, dass hier das ganze Jahr Weihnachten ist. Denn am Polarkreis steht das Werkstattdorf des Weihnachtsmannes, der hier mit seinen Helfern, den Wichteln das ganze Jahr über Geschenke bastelt. In der Nähe liegt der „Santa-Park“, ein unterirdischer, weihnachtlicher Spaßpark mit Multivisionsschau und einem großen Weihnachtsmarkt. Uns ist nicht nach diesem Rummel und Weihnachtsmusik. Wir tuckern an den Einfahrten zu diesen Attraktionen vorbei und sehen die vielen Busse, die die Schulklassen ausspucken.
Wir bummeln lieber in Ruhe durch einen gut bestückten Markt, kaufen die notwendigen Lebensmittel ein und gehen danach in die Cafeteria nebenan. Hier kann man sich, wie überall in Finnland in Tankstellen oder wie hier im Supermarkt preisgünstig für 7-9 Euro am Tagesbuffet satt essen. Kaffee oder Tee so viel man will immer einbegriffen. „Lounas“ nennt man hierzulande den Lunch.
Gegen 17 Uhr dann erreichen wir einen Stellplatz für Caravans und Wohnmobile, der mit einem Zoo Verbindung hat, dessen Eingang hundert Meter weiter von uns ist. Die Anlage am Stellplatz besteht erst seit 2009 und ist dementsprechend neu, was wir besonders in den sanitären Anlagen feststellen. Der Zoo hat leider nur von 10-16 Uhr geöffnet und die Rezeption, der Souvenirladen und das Restaurant hat auch schon geschlossen. Statt die Affen zu kitzeln, werden wir es heute selber tun müssen. Morgen früh sollen wir abkassiert werden, erfragen wir bei einem deutschen Nachbarn. Internetanschluss gibt es schon, aber ich habe leider kein Passwort. Es stürmt heftig und wir bleiben besser im Bauwagen für den Rest des Tages. Das Unwetter kommt so heftig und überraschend für uns, dass keine Zeit mehr bleibt, die Klappläden zu schließen. Es regnet bedingt durch den Sturm und den seitlich kommenden Regen in die Fensterbänke hinein. Wir müssen Tücher vorlegen und alle 10 Minuten auswechseln, solange, bis ich endlich mit Regenjacke nach draußen springen kann, um die Läden zu verschließen. Es blitzt und donnert. Kein schöner Abschluss des Tages.