16. Mai
Abwasserschlauch ziehen und verstauen, Abwassertank leeren, Elektrokabel aufrollen, Klappläden schließen, Stullen schmieren für die Fahrt und Getränke zubereiten, Aufhängung der SAT-Schüssel wieder festschrauben, Handy und Navi-Geräte in Trecker legen, Blumenkästen verstauen, die vier Stützen hochschieben und anschrauben, alle Schrank- und Fachtüren im Bauwagen verriegeln, Kühlschrank zusperren, Klappstühle unter den Tisch legen, Wassertank füllen, Chemietoilette leeren, Halteplattformen mit der Spindel hochdrehen und mit Karabinerhaken fixieren, Treppe arretieren, Fußabtreter über Balkon werfen, Feststellbremse an der Zuggabel lösen, Vierkanthölzer der Stützen unter den Gasflaschenschrank schieben, Stubenbesen am Balkon anbinden, Außenwerkzeugbox mit Schloss verschließen, Beleuchtungskörper am Trecker und Bauwagen prüfen, Heizung außen am Zetor auf „an“ stellen, Zündschlüssel reinstecken, Handgas ziehen, Kupplung durchtreten, Choke auf „Kaltstart“ einstellen, BETEN, Starterknopf betätigen, Scheinwerfer einschalten, zweiten Gang einlegen, Handbremse lösen, Heckscheibenfenster schließen, zwanzig Blicke in alle vier Rückspiegel…………….Abfahrt !
Ohne Worte zu verlieren klappen diese alltäglichen Vorgänge bei der Abreise wie „am Schnürchen.“
Barbara würde sicher einen Schnelligkeitspreis im Auf- und Abbau bekommen, so routiniert und sicher geht sie seit Wochen vor.
Eine tolle Partnerin auf Reisen !!
Ich kann mich auf sie verlassen.
Wir ergänzen uns prima. Anders als Zuhause.
Da „vergänzen“ wir uns oft.
Jetzt aber wird Hand in Hand gearbeitet und Arbeitsteilung ist selbstverständlich.
Abwaschen, Essen zubereiten, Aufräumen, Müll wegbringen, Wasser holen und dergleichen mehr Notwendigkeiten des täglichen Vagabundenlebens sind Arbeiten, die von uns beiden einfach „erledigt“ werden.
So, nun bin ich mal wieder abgeschweift.
Eine Stunde Fahrt vergeht, da winkt uns ein großer, schlanker, junger Mann in einer grünen Wetterjacke auf einen Rastplatz noch weit vor der Stadt Lakselv heran.
Da steht auch schon ein zweites Fahrzeug, ein dunkler VW-Bus mit norwegischem Kennzeichen und zwei Männer in Soldatenuniform stehen ebenfalls uns zuwinkend und soldatenuntypisch mit einer Kamera bewaffnet daneben.
Nanu ?
Sollte es etwa eine ganze „Horde“ Reporter sein, vielleicht die norwegischen „Militär-News?
Wir sind fünf Minuten zuvor an einem Stützpunkt des Militärs vorbei gefahren.
Überall waren Warnschilder aufgestellt, denen wir aber wenig Beachtung schenkten.
Roger Albrigtsen, der Mann von der Zeitung begrüßt uns auf deutsch.
Ebenfalls die sympathischen, drahtigen Männer, sogar mit norddeutschem Akzent, die trotz der niedrigen Außentemperatur fast kahlköpfig sind.
Wie sich im nächsten Moment herausstellt, sind das zwei Offiziere der deutschen Bundeswehr, gebürtig aus Itzehoe, die hier oben in Norwegen für vier Jahre stationiert sind und die gerne von uns ein Foto schießen wollen.
Die Waffen haben sie in der Kaserne gelassen.
Es hätte sich auch in im militärischen Bereich herumgesprochen, dass ein deutscher Trecker durch Norwegen zieht.
Ach so !
Barbara dachte schon, es wäre die norwegische Militarypolice, die uns bestrafen will, weil wir zu schnell gefahren sind.
Aufatmen!
Roger stellt ein paar gezielte Fragen an uns und macht mit seiner Canon-Spiegelreflexkamera Fotos.
Er will uns den Zeitungsartikel online zusenden.
Er kennt schon einiges von unserer Homepage von unserer Reise und ist im Bilde.
Gestern schrieb ich auf der „Norwegenseite“, dass hier im Lande alles so teuer ist und wir etwas erschrocken waren, als wir die horrenden Preise bemerkten.
Und nun kommt’s !
Roger schleppt aus seinem PKW eine prallgefüllte, große Tragetasche heran und überreicht sie uns mit den Worten:“ Damit ihr in Norwegen nicht verhungert und mein Land in bester Erinnerung behaltet.“
Unglaublich, was wir da erleben! Surprise am laufenden Band !
Wir schütteln ihm dankbar die Hand und verabschieden uns herzlich, auch von den beiden Soldaten.
Ja, aber wir würden auch ohne dieses „Fresspaket“ Norwegen und die freundlichen Menschen hier in bester Erinnerung behalten.
Einige von den 2000 Prospekten und Flyer aus der Heimat, die wir stets im rot lackierten Blechkasten des Treckers liegen haben, haben wir auch diesmal, wie jeden Tag bisher gezielt an den Mann bringen können.
Aber auch Frauen bleiben von unseren Werbeaktionen nicht verschont.
Alle Beschenkten haben sich immer überschwänglich bedankt und zeigten sich sehr interessiert an den Informationen aus Ober- und Nordhessen.
Es sind ja auch ausgewählte und lohnenswerte Urlaubsziele, vielleicht besonders für die Nordländer, wo man zum Beispiel den Fachwerkstil vergebens sucht.
Unterwegs packen wir dann die Coop-Tasche aus.
Coca Cola, Bonbons, Butter, Bananen, mehrere Wurstkonserven, drei Sorten Käse , Kekse, Fisch in Konserven, mehrere hochwertige Fertiggerichte und andere Leckereien ziehen wir Stück für Stück aus dem Plastikbeutel.
Das haben wir nicht erwartet und sich einfach sprachlos über so viel Fürsorge und Entgegenkommen.
Danke, Roger !!!
In Lakselv tanken wir.
1,82 Euro der Liter Diesel.
Da kann man schon in Deutschland für dasselbe Geld ordentlich tanken.
Drei Büchsen Bier zum Beispiel.
In einer Art Bäckerei erstehen wir drei ofenfrische, noch warme Rosinenbrötchen.
Der ganze Treckerinnenraum duftet nach Backstube.
Mir bleibt der Bissen im Hals stecken, als mir Barbara die Summe für ein Brötchen während der Fahrt auf dem Taschenrechner unter die Nase hält.
2,10 Euro !!
Wir verzehren am nächsten Rastplatz trotzdem mit Appetit die leckeren Rundstücke.
Weiter im Norden befinden wir uns wenig später auf der Küstenstraße, der E 6.
Auf der rechten Seite tief unten, oft nur 30 Meter von der höher gelegten Straße entfernt das schäumende Meer, die Barentssee, der „Porsangerfjord.“
Links neben uns schroffe Felswände aus Schieferquarz, deren Höhe wir vom Treckersitz nicht abschätzen können.
Von den Felsen stürzen viele kleine und große Wasserfälle hinunter, die unter der Straße durchgeleitet werden, um dann unmittelbar ins Meer zu fließen.
Eine Landschaft wie gemalt.
Leider bin ich kein Reiseschriftsteller und kann mit meinen Worten nur unvollkommen wiedergeben, was meine Sinne erfassen.
Vielleicht versuche ich’s mal mit einem lyrischen Gedicht.
Das ist eher mein Metier.
Barbara fotografiert ununterbrochen und vergisst fast die vielen Steigungen und die Gefälle der gut ausgebauten, steißbeinschonenen Landstraße.
Auch einen kurzen Film dreht sie von der bizarren Landschaft.
Hinter dem Ort „Indre Billefjord“ steht unauffällig auffällig ein PKW am Rande der Straße in einer schräg zum Meer abfallenden Haltebucht.
Ein kleinerer, älterer Mann bedeutet uns mit Handzeichen, dass wir anhalten möchten.
Wie ein Soldat oder ein Reporter sieht er aber nicht gerade aus.
Er scheint uns zu erwarten.
Wie recht wir haben sollten.
Er stellt sich vor mit „Anthon Sivertsen“ und schreibt für das „Hammerfester Tageblatt“, das „Finnmark Dagblad.“
Er habe uns vorhin überholt und möchte einen größeren Bericht über die verrückten Deutschen bringen, die es wagen, 3100 Kilometer bis hier oben, 110 Kilometer unterhalb des Nordkaps zu fahren.
Er erzählt, im letzten Jahr habe er auch schon mal eine Story auf der Titelseite gebracht über einen über siebzigjährigen Bayern mit seinem 16 PS starken Eicher-Traktor ohne Hänger, der mit nur 6 km/h die weite Strecke allein bis zum Nordkap gefahren ist und zeigt uns mit Stolz den Originalartikel von dem vollbärtigen Oldtimerenthusiasten, über den er geschrieben hat.
Wir haben einen Film von diesem Oldie auf unserem Laptop gespeichert, den das bayrische Fernsehen mal ausgestrahlt hat.
Ja, DAS war eine echte Leistung !
Wir dagegen haben ja fast schon ein Luxusgefährt.
Morgen oder auch am Mittwoch wird der Artikel in der größten überregionalen Tageszeitung für Hammerfest und Umland erscheinen.
Er will ihn uns im Original nach Deutschland schicken.
Sehr entgegenkommend !
Das Gespräch mit diesem Zeitungsmann verläuft ebenso freundlich wie mit dem ersten.
Wir erleben fast jeden Tag eine neue Überraschung.
Das ist Abenteuerurlaub pur.
Diesmal im positiven Sinne.
Erlebnisse, die wir, wenn wir mit einem Auto die Fahrt durchgeführt hätten, nicht gehabt hätten.
Wie gut, dass Barbara und ich alles notieren, wie unsere Tage verlaufen.
So haben wir auch in 60 Jahren noch eine Erinnerung an unsere „wilde Jugendzeit.“
Oder soll ich besser „Sturm- und Drangzeit“ schreiben ?
Sturm ist ja vorher gesagt.
Ach was! Unsere dritten Flitterwochen sind weitaus schöner und intensiver als die vorangegangenen.
Pingback: Finnland – 12.05.11 | Wir lassen den Stau hinter uns
Muß mich entschuldigen – es sollte Estland heißen – naja bei dieser aufregenden Geschichte und bei diesen vielen Ländern schleicht sich doch einmal ein überhasteter Schreibfehler ein.
Dus ik heb ze dit weekend niet te gast Boeuf of kunnen ze vliegen ;-)
Unsere Ausreißer sind seit 05.06.2011 inzwischen in Tallin/Lettland angelandet. Alles ist gut und werden sich bald einloggen und berichten.
Boeuf (s`Brüderle)
Hallo Globetrotters, woh sind sie jetzt? Hofendlich bis balt!
Las etwas horen so das ich die rote laufer auslegen kan.
Liebe grusse Kasekopf Maria
Hallo Ihr Zwei,
freue mich auf die nächsten Berichte; wünsche Euch, dass es wärmer wird und uns hier etwas Abkühlung.
Gute Weiterreise,
Thomas
Hallo Ihr beiden,
so langsam treten einem die Sorgenfalten ins Gesicht!
Kein Wort von Euch zu lesen, das ist schon fast Grausam. Was ist los???
Also ich fahr Euch Freitag mal bis Aero mit der Ape entgegen und nem n Fernglas mit.
So ein großer Bauwagen muss doch zu sehen sein.
Gruß
Harald
Hallo Ihr Zwei,
wir hoffen, es geht Euch gut und Ihr seid gesund!
Wir erholen uns derzeit in der Türkei bei knapp 30 Grad – sehr gutem Essen, sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen – 150 m zum Strand – einfach traumhaft!
GGLG Konny und Erich
An alle die sich Sorgen machen…die beiden sind in Mittelfinnland…läuft soweit alles gut…es ist z.Z. schwierig sich einzuloggen…sobald sie Gelegenheit dazu haben, werden sie wieder berichten…
Boeuf (s`Brüderle)
Hallo Ihr zwei
ich mache mir echt Sorgen um Euch.
Man hört so lange nichts.
braucht Ihr Hilfe ??
Liebe Grüsse und gute Reise:
Heini aus der Schweiz
Liebe Barbara , lieber Dieter,
mit großer Freude habe ich Eure Reiseerlebnisse bisher verfolgt. Ihr hattet ja schon vor Jahren erwähnt, diese Reise durchzuführen.
Eure Berichte lesen sich wie ein Abenteuerroman. Man wartet schon mit Spannung auf die Fortsetzung.
Vor Euern Mut muss man den Hut ziehen. Die Hilfsbereitschaft völlig fremder Leute in den bisher bereisten Ländern ist beeindruckend.
Viele liebe Grüße und weiterhin viel Glück bei Eurer (fast) Weltreise
wünschen Jutta und Rudi
hey, …………ihr beiden,
hoffe euer gespann hält durch und ihr habt noch beste erlebnisse vor euch,
wir schauen ab und an mal rein und erleben es irgendwie mit, fahren
selber bald durch schweden nach norway und freuen uns drauf,
……….alles gute – bleibt gesund und geniesssssssssssst es!!!!!
tschau micha und moni
Hallo, ich lese mit großer begeisterung euern reisebericht
bin schon ganz ungeduldig wie es weiter geht.
Im letzten jahr haben wir den 74 jährigen bayer tatsächlich in schweden getroffen.
gute reise weiterhin und viele berichte
lg inka
Hallo Dieter und Barbara
Wunderschon euhre reisse, ich geniesse von wat du schreibst, nog eben und dan sind sie im Holland jippie hahaha
Liebe grusse und ein dikke kus von euhre kasekopf maria
Hallo, ihr Lieben!
Habe wieder mit Spannung eure letzten Berichte gelesen! Ihr hattet es ja reichlich frostig, während wir hier richtig sommerliche Temperaturen hatten – richtig gutes Hochzeitswetter also…;-)
Es grüßen euch herzlich
die Frischvermählten
Anschi und Thomas
halli-hallo
ich freue mich schon auf jeden neuen reisebericht und bin ganz ungeduldig wenn einige tage nichts geschrieben wurde–
gruß wolfgang müller
Pingback: FINNLAND | Wir lassen den Stau hinter uns
Lese eure Berichte mit großem Interesse,
weiterhin gute Fahrt
Liebe grüße aus Kassel
Harry röller
Hallo Ihr Weltenbummler,
nach den Aufregungen der letzten Schweden / Finnlandstrecke der letzten Tage wünsche ich Euch eine gute Weiterfahrt. Auf dass der Zetor und Tante Paula durchhalten und Ihr nicht einfriert.
Liebe Grüße von der Wolkenverhangenen „Startbahn West“ ;o)
Petra
Hallo Ihr Lieben,
Ich war ja auch schon am Nordkap aber das war im August, da lag kein Schnee, zumindestens da wo die Sonne hinschien. Vielleicht hättet Ihr erst den Süden und danach den Norden errollen sollen?
Liebe Grüße von der Heimat,
Jutta & Max
Hallo,
schon zu lesen das wieder alles gut läuft besonders der Zetor.
Ich hoffe Ihr hattet heute einen erhohlsamen Tag nach der aufregenden Woche.
Ich Drück Euch Die Daumen für eine Pannenfreie Weiterfahrt.
Gruß
Harald