13. April
- Um Punkt 11 sind wir schon an der Anlegestelle in Greena am Ostseehafen. Die Tickets kosten nur 340 Euro, obwohl die Überfahrt fast 5 Stunden mit der gewaltig großen „Stena-Line“ dauern soll. Vorsaisonpreise! Dreieinhalb Stunden sitzen wir im warmen Vorraum des Ticket-Schalters und bekommen von den freundlichen Fahrkartenausgeberinnen so viel schwarzen Kaffee, wie wir wollen, bevor es los geht. Barbara hat wieder mal Angst, dass der Bauwagen mitten auf der Fähre schlapp machen könnte und erneut auseinander bricht. Sie schließt die Augen, als ich in den Schiffsbauch gelotst werde. Wir stehen als letztes Fahrzeug hinter ca. 25 Riesentrucks und erleben mal wieder einen Ansturm von Fragen nach dem Wohin und Woher.
Jeder Fahrer zeigt uns auf unserer Schaukarte am Bauwagen, wo er gerade herkommt oder hinfahren muss. 4 Stockwerke höher (wir hätten auch den Schiffsaufzug nehmen können) geht’s dann zum Shoppen und einen Imbiss einnehmen. Es gibt hier eine Bank, Spielkasino, Daddelautomaten, verschiedene Geschäfte, Restaurants, einen Gitarrenspieler, der über 2 Stunden sein Publikum kostenlos mit Gesängen auf englisch unterhält und … einen Trucker-Club-Salon. Wir kaufen uns eine Flasche Fin-Sprit, 60%ig und Schokolade und suchen uns eine ruhige Ecke. Ich entdecke einen Computer und gehe online, schaue mir die letzten Kommentare auf unserer Homepage an.
Barbara ist übel. Der Seegang ist auch nicht von schlechten Eltern. Windstärke 10. Mir machen die Schaukelbewegungen des Schiffes Lust auf mehr. Hinter unserer Sitzreihe liegen stapelweise weiße Frühstückstüten in einer Ablage. Frühstückstüten? Wir brauchen sie nicht. Ich unterhalte mich auf dem schaukelnden „Sonnendeck“ bei stürmischen 6° mit einigen Truckern. Sie haben alle sehr viel Humor und trinken eine Büchse „Carlsberg-Öl“ nach der anderen. Ich lehne dankend ab. Wie gut, dass sie uns auf der Straße nachher voraus fahren. Das Auschecken verläuft problemlos. Es ist gegen 19 Uhr und wir finden einen Campingplatz kurz hinter Vaberg.
Es ist niemand da, alle Stellplätze sind leer, Strom, Wasser und Toiletten sind nicht zu bekommen. Keine Menschenseele weit und breit. Gut, denke ich, weiter können wir nicht fahren. Der Platz öffnet erst Ende April. Wer will uns heute Nacht von hier fortjagen? Ich trinke ein halbes Wasserglas Fin-Sprit auf nüchternen Magen. Barbara meckert. Jetzt kann mich keiner mehr zwingen, mich ans Steuer zu setzen. Ich bin nicht mehr fahrtüchtig. Wir kochen uns auf Gas einen Tee, essen ein paar Kekse, die uns letzte Woche mein Bruder aus Bremen dagelassen hat und dazu einen Streifen „Stracke“ aus der Heimat. 3 Kerzen bringen etwas Stimmung in die Bude. Das Thermometer zeigt 5°C.
Wir liegen wie zwei erfrorene Ölsardinen schon um 21 Uhr in der Koje.