Unser treuer Zetor mit seinem Saisonkennzeichen fristet mal wieder drei lange, einsame Monate wohlverdienter Stand-und Ruhezeit neben unserem inzwischen 57 Jahre alten Bauwagen namens „Tante Paula“ in unserer großen Scheune unterhalb des Haupthauses, wo auch meine knallrote Superente mit ihrem Saisonkennzeichen steht.
Nichts konnte mich aber davon abhalten, einmal in besten Erinnerungen schwelgend eine kalte Winternacht in meiner geliebten Koje im hinteren, erhöhten Teil des Wagens zu verbringen.
Diese eine Nacht wog zwar nicht einen vorangegangenen Sommer ohne Ausfahrten mit dem Gespann auf, aber immerhin, es war ein Versuch, wenn auch ein etwas kläglicher.
Ein Reisegefühl kam dabei natürlich nicht auf.
Auch unsere langjährige beste Freundin Johanna lud ich eines Nachmittags zu ihrer und auch meiner Frau großen Überraschung zu Kaffeetrinken mit Kerzenschein und Kaffeehausmusik in den gut vorgeheizten Bauwagen ein, was offenbar beide so sehr erfreute, dass die Eine mit ihrem Handy ein kleines Filmchen drehte und die Andere den festlich gedeckten Tisch mit meinem selbst gebackenen Kuchen mehrfach fotografierte.
Allen Wetterunbilden zum Trotz und gewissermaßen als kleine Entschädigung für entgangene Sommerfreuden verbrachten wir ein langes Wochenende in einem direkt am Rhein gelegenen Hotel im Örtchen Osterspai im Rhein/Lahnkreis. Schon mal gehört? Nein? Wir bisher auch noch nicht. Das schmucke Örtchen liegt zwischen Boppard und Koblenz und hat eine sehr interessante Geschichte.
www.welterbe-mittelrheintal.de
Erschwert wurden wie überall in Deutschland manche alltäglichen Dinge, über die man sonst nicht weiter nachdenkt durch das noch immer vorherrschende Coronavirus.
Doch wir schützten uns so gut es eben ging.
Die von uns unter anderen Denkmälern aufgesuchte Loreley enttäuschte durch ihre Größe und der Unscheinbarkeit der Figur.
Wir hatten sie uns viel größer und leuchtender vorgestellt.
Dafür entschädigten uns die unzähligen Burgen und Schlösser, die sich links-und rechtsrheinisch uns Vorbeifahrenden zeigten. Auch die wunderschöne Innenstadt von Lahnstein mit dem Zusammenfluss von Rhein und Lahn und die Burg Lahneck waren eine Augenweide.
Anfang Dezember dann, etwa drei Wochen vor dem Weihnachtsfest hatten sich die kirchlichen Organisatoren unseres Hugenottendorfes etwas Besonderes einfallen lassen:
Es klingelte abends an der Haustür. Ein alter, abgewetzter Koffer stand vor der Tür. Sonst nichts.
Wir staunten nicht schlecht, als wir ihn öffneten:
Jesus und Maria als kunstvolle Figuren dargestellt, erbaten Herberge, also ein Obdach für eine Nacht. Ein entsprechendes Schreiben lag dem Koffer bei und ein dickes, schwarzes, zum Teil schon beschriebenes Buch mit noch vielen leeren Seiten luden ein, ein paar Zeilen dazu zu schreiben und, wenn es ginge, ein Foto einzuheften oder zu einzukleben, wo die junge Familie die Nacht verbracht hatte.
Kein Problem für mich, einen passenden Text zu schreiben und ein Foto einzufügen, wo man sah, dass alle drei Platz auf dem warmen Kaminsims in der Wohnstube gefunden hatten. Dann wurde der Koffer an Nachbarn weitergereicht zum weiteren Beherbergen der jungen, heiligen Familie.
Schon Im Oktober hatten wir so wie fast jedes Jahr mit fachlicher Hilfe eines unserer Nachbarn einige Kilo bestes Bioschweinefleisch, Ober- und Unterschale zu wertvollen Schinken ausreifen lassen, die wir nun im Januar mit vereinten Kräften vakuumiert an „bedürftige“ Familienangehörige verteilten und für unseren Eigenbedarf weiter lagerten.
Ab Mitte Februar wurde ich dann nach längerer Vorleidenszeit in eine Fachklinik im südlichsten Zipfel Niedersachsens eingewiesen, wo man meiner urologischen Probleme endlich Herr wurde. Doch die unangenehmen und „überraschenden“ Nachwirkungen dieser OP und die über dreimonatige Genesungszeit waren nicht gerade eine rechte Freude für einen Menschen, der ständig aktiv sein wollte.
So wurde es Ende März, bevor ich mal wieder nach langer Abstinenz unseren Traktor besteigen konnte und mit Hilfe meiner Frau Barbara versuchsweise ein paar PKW-Anhänger Äste und Zweige, die ich im Spätherbst geschnitten und auf einem Haufen gelagert hatte, zur Entsorgungsstelle bringen konnte.
Das eigentliche Fahren strengte mich nicht an. Nur das „Drumherum“, das Auf-und Abladen erwies sich mühevoll. Die Luft wurde manchmal etwas knapp und erinnerte mich an meine chronisch manifestierte Lungenerkrankung.
Auch Barbara merkte an, dass sie wegen ihrer im Vorjahr durchgeführten Hüft-OP wohl nicht mehr länger als etwa eine Stunde auf dem ungefederten Beifahrersitz auf dem Kotflügel hocken kann.
Ein überregionales Zetortreffen an einem verlängerten Wochenende Ende Mai, das dieses Jahr im nordrhein-westfälischen Dorsten stattfinden sollte, stand nun auch noch im Raum.
Das wären zwei Tage Anfahrt a 6 Stunden Fahrt mit einer Zwischenübernachtung auf einem Campingplatz gewesen. Rückreise ebenso.
Was tun? Großes Fragezeichen und ernsthafte Überlegungen.
Barbara meinte, ich solle alleine mit dem Gespann los tuckern. Sie könne das ihrer geschundenen Hüfte nicht antun und zu meiner angeschlagenen Gesundheit hatte sie auch eine unumstößliche Meinung.
Und ich?
Ich schwankte hin und her und her und hin.
Alleine wollte ich zu keiner Zeit auf weitere Kurz-oder Langreisen mit dem Gespann gehen.
Das Frühjahr kam.
Unsere kleine, bejahrte Hündin, die uns in den letzten Jahren stets auf Reisen begleitet hatte, erlitt unverhofft einen zweiten Bänderriss am Hinterlauf und musste kurz darauf in einer Tierklinik in Bielefeld erfolgreich operiert werden und erhielt danach über mehrere Wochen eine sogenannte Halskrause, die nicht nur sie störte und ihren Bewegungsdrang deutlich eingrenzte.
Ich fasste eines Tages ganz für mich alleine einen heimlichen Entschluss: So wie es noch vor zwei Jahren und davor mit unserer Gesundheit bestellt war, wird es niemals mehr sein können.
Die Puste fehlte einfach für weitere Exkursionen.
Also setzte ich einen Kurztext auf die Plattform www.zetor-forum.de, wo ich auch Mitglied bin mit einem Verkaufsangebot für Traktor und Bauwagen.
Leider ohne Erfolg.
Bei Ebay Kleinanzeigen machte sich meine Offerte auch ganz gut, jedoch es dauerte lange Wochen, bevor sich etwas tat.
Erst im Juni kam ein ernstgemeinter Anruf aus einer Badestadt im Waldecker Land.
Hierbei ging es aber nur um den Bauwagen.
Wir vereinbarten einen Besichtigungstermin mit den beiden Interessenten, beide Veterinäre mit einer großen, renommierten Tierarztpraxis und ich musste spätestens jetzt Barbara beichten, wozu
ich mich ganz schweren Herzens entschlossen hatte.
Ihre Reaktion auf meine Entscheidung war zwar von großer Wehmut erfüllt, als sie den Ernst der Lage voll erfasste, aber sie stand sofort hinter meinem Plan, das Gespann einzeln oder auch insgesamt zu veräußern.
Nur sympathische Käufer kämen aber für sie in Frage mit der Option, dass wir unsere beiden Weggefährten, Traktor wie Bauwagen gelegentlich einmal „heimsuchen“ dürften.
Kurz und schmerzvoll: Das Ehepaar kam, sah und kaufte!
Beide waren offenbar sehr entzückt über die Einrichtung, den Erhaltungszustand und über die „Vita“ unserer guten, alten „Tante Paula“, dass innerhalb einer Stunde der Kauf zur Zufriedenheit
beider Parteien abgewickelt werden konnte.
Ausgesprochen nette und lebensbejahende, junge Leute hatten da offensichtlich ihren Schatz gefunden.
Die Tierärztin hatte vor, den Bauwagen für alle kommenden Zeiten standortfest auf ein Wiesengrundstück zu stellen und wollte ihn dann nach einigen wohnlichen Umbauten als Rückzugsort, Mal- und Schreibatelier und sicher auch als Treffpunkt mit Freunden nutzen.
Wir beide waren ausgesprochen zufrieden mit den Käufern, bekamen wir doch eröffnet, dass wir den Wagen irgendwann einmal im nächsten Frühjahr aufsuchen dürften.
Mehr ging nicht! Und bessere „Nutzer“ konnten wir nicht gefunden haben.
Der Transport ein paar Tage später per gemietetem Tieflader gestaltete sich etwas schwierig, da das Fahrzeug nur eine maximale Gesamthöhe von vier Metern verkehrsmäßig nicht überschreiten durfte. Also wurde, als der Trailer per Kranausleger endlich auf dem Tieflader stand, die Luft aus allen Reifen gelassen, so dass gerade noch die zulässige Grenzhöhe erreicht wurde.
Vom Abschied unseres Zweitwohnsitzes möchte ich gar nichts groß berichten. Vierzehn schöne Jahre war „Tante Paula“ der Mittelpunkt unseres Vagabundendaseins und in ungezählten Presseberichten und Fernsehsendungen war das Schmuckstück zu sehen gewesen.
Nun aber durfte sie sich endlich nach beschwerlichen achtundfünfzig Jahren für immer ausruhen.
Die Tränen standen uns beiden lange in den Augen, als der Tieflader mit dem schwankenden, alten, drei Tonnen schweren Mädchen an der nächsten Straßenecke verschwand.
Um auf andere Gedanken zu kommen, buchten wir für zehn Tage ein Ferienhaus in der mecklenburgischen Seenplatte nahe am Malchiner See, unweit des bekannten Touristenortes Basedow.
Da wir wieder einmal sehr viel beweglicher mit unserem modernen PKW waren als wie so oft zuvor im Urlaub nur den Traktor für Spritztouren zur Verfügung hatten, waren wir täglich unterwegs, z.B. auch in Waren an der Müritz und in den umliegenden hübschen Städtchen.
Auf der Rückreise besuchten wir noch unsere guten Bekannten in Kyritz a.d. Knatter für einen Nachmittag und langem Abend und auch zu unserer gemeinsamen Freude die beiden städtischen Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek, die seinerzeit meine Autorenlesung im Rathaussaal der brandenburgischen Stadt Kyritz möglich gemacht hatten.
Gut gelaunt und bestens erholt ging es dann über reizvolle Nebenstrecken wieder in die Heimat nach Nordhessen zurück. Das Befahren der Autobahnen kommt für uns nur noch in „Notfällen“ in Frage. Diese „Art der Entschleunigung“ überlassen wir besser den Jüngeren.
Wir wollen genießen und eher cruisen statt rasen.
Zeit haben wir ja genügend. Wir wollen nicht umsonst Rentner geworden sein.
Ende Juli fand wieder einmal nach Coronapause das größte nordhessische Oldtimer-Traktor-Event im Städtchen Gudensberg südlich von Kassel statt mit über 500 gemeldeten Teilnehmern.
Außer Traktoren durften da auch Oldtimer-PKWS und Zweiräder ausgestellt werden.
www.bulldog-club-nordhessen.de
Da wir in den vergangenen Jahren schon zweimal mit dem Gespann dort waren und auch danach unsere fast 33 Jahre alte, schmucke, umgebaute „Hoffmann-Ente“ hingestellt hatten, sind wir wieder einmal für einen ganzen Tag hingefahren, um unser Schmuckstück vorzuzeigen. Man bekommt mit so einem Fahrzeug unmittelbar die interessantesten Kontakte und Gespräche, so dass es einfach einen Riesenspaß bereitet, dabei gewesen zu sein. Zumindest mir. Auch dort bot ich meinen Trecker auf einem kleinen Plakat eventuellen Käufern an. Ohne Erfolg!
Schon lange juckte es mich in den Fingern, einige meiner unzähligen humoristischen Texte, Kurzgeschichten und Reimgedichte in einem Band zusammenzufassen und veröffentlichen zu lassen. Es sind zwar schon in den vergangenen Jahren sechs Bücher außer den etwa 8 Anthologiebänden im Handel erschienen, wo ich alleiniger Autor bin, aber alle guten Dinge sind eben bei mir sieben.
Ich gebe bekannt, dass ich ein glühender Verehrer des deutschen Schriftstellers und Dichters Eugen Roth bin. Seine Art, in klaren, meist sehr humorvollen Zweizeilern alltägliche Dinge und Missgeschicke zu verdichten, wobei fast alle seine Texte beginnen mit: “Ein Mensch…“ waren für mich Antrieb genug, es ihm nachzumachen.
So ist ein ansprechendes Gedichtbändchen mit über 130 Seiten entstanden. Auch acht vergnügliche, heitere und launige Kurzgeschichten findet man darin. Die meisten selbst erlebt und real wiedergegeben.
Der Titel des Werkes lautet: “Das Frühstück im Garten…“.
Eine besondere Freude bereitete ich mir, indem ich zwischendurch eingestreut einige meiner jüngst angefertigten Ölgemälde in guter Fotoqualität durch meinen sehr versierten Bruder, ein technisch
begabter Mensch, einfügen ließ, der das gesamte Layout unter seine Fittiche nahm.
Am 6. Juli dann erschien das gedruckte Werk mit den Farbfotografien. Auch als E-Book ist es zu bekommen und ich habe schon jetzt Termine für eine Dichterlesung im nächsten Jahr.
www.bod.de/buchshop/das-fruehstueck-im-garten-dieter-chr-ochs-9783756234424
2019 hatte ich eine Autorenlesung aus meinem 1. Reiseabenteuerbuch im Gemeinderaum einer evangelischen Kasseler Stadtteilkirche und sollte eigentlich, so war es von den dortigen Machern gewünscht, ein Jahr weiter aus meinem 2. Buch, der Fortsetzung lesen.
Die Pandemie machte uns aber einen dicken Strich durch die Rechnung und so kam es erst in diesem Jahr im August dazu.
Die Atmosphäre war gut, das Publikum ging mit und ich hatte mal wieder Freude am Vortragen.
Die Verantwortlichen der Kirchengemeinde mit ihrer rührigen Leiterin organisierten ständig kulturelle, vielfältige Angebote, die von den Gemeindemitgliedern gerne angenommen wurden.
Es ist Ende August.
Unser Entschluss, unseren zweiten großen, 7000 Liter fassenden Gartenteich mit etwa 80 Zierfischen, der sich direkt vor dem Hauseingang befindet, abzubauen steht nun endgültig fest.
Zu viel Mühe und Arbeit mit den Pflegearbeiten waren es in den letzten 22 Jahren gewesen.
Und wir wollen uns zukünftig nicht mehr körperlich so stark verausgaben.
Es muss auch noch genügend Zeit für die Muße bleiben und das sogenannte Oldtimer-Chillen.
Wie gut, dass zu diesem Zeitpunkt unser Traktor noch da war.
Auch ein Oldtimer.
Mit ihm und unserem PKW-Anhänger konnten wir bequem die benötigte Erde zum Auffüllen der Riesenkuhle holen.
Unsere sehr beflissenen und stets einsatz- und hilfsbereiten Nachbarn halfen uns tatkräftig dabei, an Stelle eines Teiches eine ebene Wiesenfläche herzustellen.
Die Fische und Amphibien verteilten wir auf unseren zweiten noch größeren Gartenteich hinter dem Haus und auf den Fischteich unseres Sohnes.
So war diese Aktion letztendlich eine runde Sache.
Drei Jahre lag es nun schon zurück, wo ich mich verbindlich mit meiner Oldtimer-Ente beim sogenannten „Klassik Motor Weekend „ einer überregionalen Veranstaltung für Oldtimerbesitzer im thüringschen Obermehler-Schlotheim angemeldet hatte. Man nennt es auch „Flugplatzrennen“, obwohl Geschwindigkeit hier überhaupt nicht im Vordergrund stand.
Den Veranstaltern ging es alleine um das Zurschaustellen von Oldtimerautos und Motorrädern, die mindestens 30 Jahre Lebenszeit hinter sich gebracht hatten und um fachlichem Austausch und Geselligkeit.
Mein nicht unerhebliches Startscherflein hatte ich auch schon lange überwiesen.
Die Pandemie verhinderte auch hier leider ein früheres Zusammentreffen.
Doch in diesem Jahr sollte alles klappen.
Wir mieteten uns für drei Tage in einem Hotel in Mühlhausen ein, da eine nähere Übernachtungsmöglichkeit wegen des erwarteten Besucheransturms nicht mehr möglich war.
Nun gut, es waren auch nur 18 km bis zum Flugplatz.
Das Negative daran war aber, dass ich zur Fahrerbesprechung schon vor 8 Uhr morgens vor Ort sein musste.
Und das an drei aufeinander folgenden Tagen, d.h. von Freitag bis Sonntag.
Wie gut, dass wir mit zwei Autos gekommen waren und Barbara mit unserer Hündin ausschlafen und erst im Verlauf des weiteren Vormittags zu mir stoßen konnte.
Nun war ich komischerweise der Einzige, der mit der Marke Citroen vertreten war und dann auch noch mit dem kleinsten Oldtimermodell dieses Herstellers und dazu noch ein Sonderumbau aus teilweisem Fiberglasstoff, Hardtop und nur zweisitzig.
Es fiel den Zuschauern besonders ins Auge, wenn mein 27 PS-Bolide röhrend und ruckelnd am Start war und mit letzter Kraft und einer maximalen Höchstgeschwindigkeit auf der Startbahn von
78 km/h fast am Abheben war.
Ich gehörte mit meiner Maschine der Gruppe der Vintageautos an und kam immer als Letzter nach jeweils 8 Runden, die gefahren werden mussten am Zielpunkt an.
Dreimal pro Tag wurde gefahren.
www.classic-motor-weekend.de/events.php
Die vielen aufgebauten Hindernisse, besonders die in den Kurven brachten mich in so mancher Runde fast zur Verzweiflung, da ich jedes mal davor heftig trommelgebremst meine Wahnsinnsgeschwindigkeit drosseln musste und dabei stark an Geschwindigkeit verlor.
Aber das war ja eh egal. Es gab hier keine Sieger und keine Verlierer.
Obligatorisch war aber, dass nicht nur die Zweiradfahrer einen Sturzhelm tragen mussten, sondern auch alle Autofahrer und vor dem ersten Start die deutsche DEKRA alle Fahrzeuge noch einmal kritisch auf ihre Fahrtüchtigkeit untersuchten und letztlich ihren schriftlichen Segen gaben.
Von einem Fahrer, dem ein alter Formel 2 Rennwagen gehörte, erfuhr ich, dass seine fliegende Kiste auf einer Geraden hier 240 km/h erreicht hatte.
Da blieb ich besser stumm.
Es wurde September und endlich bekamen wir Besuch von zwei interessierten Traktorkäufern, die aber letztendlich trotz eingehenden Untersuchungen und Probefahrten wieder abzogen ohne unseren
Zetor gekauft zu haben.
Vielleicht war er zu bunt, zu bekannt, zu alt, zu auffällig?
Ich weiß es nicht.
Wochen zuvor hatte ich ein Inserat in der Traktoroldtimerzeitschrift „Schlepperpost“ geschaltet, aber auch da tat sich vorläufig nichts.
www.schlepper-post.de/heft-archiv
Doch endlich meldete sich ein Interessent aus dem nahen Thüringen im Landkreis Heiligenstadt, der auch einen Tag später mit Ehefrau, Schwester und Schwager vor unserer Haustür ankam und eine eingehende Besichtigung und eine Probefahrt vornahm.
Der Mann, sowie seine Familie waren uns gleich sehr sympathisch und was soll ich sagen? Er stimmte zu, unseren guten, alten Vagabunden n den nächsten Tagen abzuholen, um ihn zu Hause als
Freizeitfahrzeug nutzen zu wollen.
Nun lag Freud und Leid so dicht beieinander, dass sich vorerst beide Gefühlsregungen die Waage hielten.
Kurz und gut, eine Woche später kam der Käufer mit seinem Schwager mit neuen Nummernschildern an, wechselten sie aus, zahlten den gewünschten Kaufpreis bar und unser Ackerschlepper tuckerte von dannen.
Es war ein Gefühl, wie ich es hier nicht wiedergeben möchte.
Es gab mal einen Spruch, der da lautete:
“Ein Abschied ist manchmal der Versuch, Lebewohl zu sagen in der Hoffnung auf ein Wiedersehen!“
Ein großer Verlust für uns, aber alles hat seine Zeit und man soll der Vergangenheit nicht hinterher trauern, sondern sich freuen, dass es eine gab.
Noch Wochen später meldeten sich plötzlich zig Interessenten, die die Anzeige in der Schlepperpost gesehen hatten und kaufen wollten. Zu spät!
Etwa 30 Kilometer von unserem Wohnort entfernt, nahe Kassel und dem Habichtswald gibt es ein sehenswertes, schmuckes Klostermuseum, wo während des Jahres seit etwa zehn Jahren alle paar Monate Kunstausstellungen stattfanden.
www.klostermuseum-burghasungen.de/events/
Dort war ich seit einigen Jahren den Verantwortlichen des Klostermuseumsvereins durch meine vergangenen gehaltenen Laudatien über andere Künstler und meine bisherigen Autorenlesungen aus meinen letzten drei Büchern gut bekannt.
Irgendwann wurde der Vorstand auf meine Malerei aufmerksam, der ich aber erst seit cirka 3 Jahren frönte und lud mich ein zu meiner ersten öffentlichen Kunstausstellung in den hohen, ehrwürdigen Räumen des Museums.
www.klostermuseum-burghasungen.de
Was war ich aufgeregt, da ich nicht einschätzen konnte, wie meine sogenannte naive Malerei, genannt auch Laienmalerei, ankommen würde.
Von den bis dahin 110 gemalten Exponaten in Öl und Acryl durfte ich 60 Gemälde ausstellen.
Der Vernissage folgten weitere sechs Wochen, wo die Bilder hängen blieben. Gelegenheiten, wo sich Kunstkenner und die unterschiedlichsten Besucher in Ruhe bei einer Tasse Kaffee alles
anschauen konnten.
Die Resonanz auf meine Gemälde war unerwartet riesig und ich bekam kritikloses und kritikvolles Lob von allen Seiten, was ich niemals in diesem Ausmaß erwartet hätte.
Nach den sechs Wochen Ausstellungszeit, beendet wurde diese mit einer offiziellen Finissage, wurde ich mit fünf anderen Künstlern, die in den Jahren zuvor auch schon hier in diesen Räumen ausgestellt hatten, eingeladen zu einem Künstlerwochenende, wo alle einen Teil ihrer Exponate, wie Holz-oder Keramikskulpturen, Aquarelle, Bastelarbeiten, Schmuck und Ölgemälde in einer künstlerischen Adventsausstellung der Öffentlichkeit zeigen konnten.
So blieben einige meiner Bilder gleich an einem Teil einer Wand hängen und strahlten punktbeleuchtet die Gesichter der Besucher stumm an.
Vielen war ich da noch bekannt als Traktorfernreisender, Reiseabenteuerschriftsteller, Wortakrobat, Dichter und Laudator und so ergaben sich auch u.a. ganz andere, unerwartete und positive Gespräche über unsere damalige Europareise und Nachfragen über neue Pläne und Ausfahrten mit dem Gespann.
So wurde ich animiert, den kürzlich erfolgten Verkauf aus gesundheitlichen Gründen zu erklären, was mir wahrlich nicht leicht fiel.
Der Oktober brachte eine Quittenschwemme hervor, wie wir sie bisher noch nie bemerkt hatten, so dass wir ungefähr 25 kg von einem Baum unseres Sohnes zur weiteren Verwendung bekamen.
So waren wir an zwei Tagen damit beschäftigt, per Heißdampfentsafter über 50 Gläser Quittengelee zu produzieren, die auch Nachbarn und unseren Kindern garantiert geschmeckt haben.
Wir werden das letzte Glas wohl erst bis Ende 2026 aufgezehrt haben, da wir noch ungezählte weitere eingeweckte Köstlichkeiten in unserem Keller gehortet haben.
So warm, trocken und sonnig war es schon seit Jahren nicht mehr im November und der herrliche „Nachsommer“ verlockte uns doch tatsächlich, zum zweiten Mal in diesem Jahr in einen Kurzurlaub zu starten und zwar dahin, wo wir noch nie gewesen sind.
Unsere Wahl fiel auf Oberfranken im nördlichen Bayern.
Über das Städtchen, wo wir online sieben Tage lang eine Ferienwohnung mieteten, war uns bisher nichts bekannt.
Auch der Name war uns fremd.
Bad Staffelstein!
Das liegt zwischen Coburg im Norden und Bamberg im Süden und ist bekannt wegen der wärmsten und stärksten Thermalsole Bayerns.
Badesachen hatten wir zwar nicht dabei, aber auch an der Luft hatten wir in den ersten Tagen gut 16°C und Sonnenschein satt, so dass wir sogar draußen in einem Cafe ein Eis essen konnten ohne frieren zu müssen.
Natürlich erkundeten wir die nähere Umgebung und waren alle Tage mit unserer Rüdin Lexi unterwegs, die wir auf Grund ihrer vorangegangenen Hinterlauf Operationen und ihres fortgeschrittenen Alters in einem vierrädrigen Hundesulky vor uns herschoben.
Eine wirklich sehenswerte Gegend war das im inländischen Ausland, 300 Kilometer südlich unserer nordhessischen Heimat, in Bayern.
Die nahe gelegene Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen, das riesige Kloster Banz, der hohe Staffelberg und nicht zuletzt die um die Ecke gelegene, schöne Korbstadt Lichtenfels fanden unser ungeteiltes Interesse.
Leider waren wir außerhalb jeder Saison unterwegs, so dass die meisten Restaurants erst am Abend, im nächsten Frühjahr oder nur an Wochenende öffneten.
Verhungert sind wir trotzdem nicht.
In der Nacht vor unserer Heimfahrt hatte es überraschend so tüchtig geschneit, dass unser vor der Tür geparkter Wagen total zugefroren und eingeschneit war und wir ordentlich Mühe hatten, uns „freizuschaufeln.“
So blieb uns leider für die Rückfahrt nur die geräumte Autobahn, die wir eigentlich meiden wollten, weil wir viel lieber querfeldein über Nebenstrecken die Landschaften erkunden wollten.
Das neu angelegte Rasenstück auf unserem kürzlich eingeebneten Gartenteich vor dem Hauseingang spross ganz gut. Man konnte das Graswachsen fast hören, so rasant wuchsen die Halme aus der frischen Erde.
Dazu fiel mir spontan ein etwas krauser Text ein, der abwegiger nicht sein konnte:
„Manche hören das Gras wachsen
das nennt man
Grassieren.
Andere
treten in Verdorbenes hinein
das kommt vom
Gassieren.“
Einen guten alten Freund und Künstlerkollegen aus der Nachbarstadt Vellmar, der dort seine Werkstatt, bzw. sein Atelier betrieb und sich mit Altmetall aller Art oder besser gesagt mit der sog. skurrilen Objektkunst beschäftigt, suchte ich auf, da mir eine schöne Idee gekommen war, das eher langweilig ausschauende Rasenstück etwas aufzupeppen.
Meist verwendet dieser Künstler nicht mehr brauchbare oder weggeworfene oder bei ihm abgegebene Gerätschaften oder Teile davon aus der Landwirtschaft oder der Industrie, um sie kunstvoll zu neuem Leben zu erwecken.
Eine Figur, etwa einen guten Meter hoch, fiel mir spontan ins Auge.
Sie stellte den weltweit bekannten Gitarristen Jimmy Hendrix mit seiner Gitarre dar.
Ein Loch wurde tags darauf in der Mitte des Rasens ausgehoben, ein Sandsteinblock einbetoniert und der Musiker und Sänger darauf mittels mehrerer Dübel und Schrauben befestigt.
Mal sehen, wie die Resonanz unserer zukünftigen Besucher und Besucherinnen über diese besondere Skulptur ausfällt.
So ging mal wieder ein langes, ereignisreiches, schönes und weniger schönes Jahr zu Ende, bunt gemischt wie ein Sommerstrauß mit Wildblumen und edlen Orchideen.
Das kommende Jahr wird das erste Jahr sein, wo wir leider ohne Traktor und ohne Bauwagen sein werden. Aber …alles hat seine Zeit und ich habe schon wieder so viele positive Pläne für die
kommenden Monate, dass ein Jahr oft nicht lang genug sein kann, um alles auf die Reihe zu bringen.
Das Leben kann so schön sein, wenn man noch träumen kann!
Hallo Dieter,
schön zu lesen das dein WoWa Paula und der Zetor nun in guten Händen sind. Abschied tut sicher weh, aber bei mir war ein solcher Verkauf auch immer ein Befreiungsschlag – Besitz ist immer auch eine Last und bedingt Verantwortung und Zeit und meist auch Kosten. Davon ein Stück los zu sein, hat bei mir den Abschied dann immer doch noch leichter gemacht als im Moment das Abschieds.
Da ihr ja mit dem Auto unterwegs seid – dann merkt euch doch den 1. und 2. Juli 2023 vor – da findet seit 2019 das erste mal wieder das Bulldog, Dampf und Diesel Treffen in Leipzig statt und neben vermutlich (ganz sicher) wieder über 1.000 Oldtimern ist da mittendrin 2023 erstmals auch das 7. Zetor Treffen (Alle Infos: https://treffen.zetor-forum.de) integriert. Zu sehen wird es also genug geben und alte Bekannte könntet ihr auch treffen. ;-)
Grüße, Joachim Weiße