Was ist seit Oktober 2016 geschehen?

Das Jahr 2016 ging unspektakulär zu Ende.
Tante Paula und ihr „Ziehvater“ namens Vagabund, unser guter, alter tschechischer Zetor-Traktor verbrachten das Winterhalbjahr in der Scheune und erholten sich von den z.T. mühevollen Ausfahrten über die Berge und Bergchen Deutschlands, die wir ‚bezwungen‘ hatten, oft auf dem Weg zu einer meiner Autorenlesungen.
Mitte Februar aber gab es überraschend mal wieder etwas Kulturelles für mich zu tun.
Zwei mit uns befreundete Künstler aus Kassel und Vellmar frugen an, ob ich bereit wäre, eine Laudatio über das Wirken und Werken der beiden in der Stadt Vellmar in der dortigen, großräumigen Rathausgalerie, wo ich schon einmal vor fast genau 10 Jahren als Laudator eingeladen war, zu halten.

Vellmar

Der Titel der Kunstausstellung hieß: „Yin und Yang.“
Der eine, Xiaoming Song, ein international in der Szene bekannter Chinese, stellte dort seine Exponate in traditioneller chinesischer Malerei zu diesem Thema aus, der andere, Vinzenz Hahn, ein begnadeter Kunsthandwerker zeigte die neuesten Werke seiner „ready made-Impressionen“ in Form von aus Altmetallen umgeformten Gegenstände, ebenfalls zu „Yin und Yang.“

Rathausgalerie Vellmar

Ein wunderbarer, stimmungsvoller Abend mit unzähligen Besuchern ging recht spät und mit vielen Nachgesprächen zu Ende und ich war erfreut, wie positiv das Publikum den Ausführungen meiner Vorstellungsrede gefolgt war.
Ende Februar, leider noch nicht mit Trecker und Bauwagen, da beide ein Saisonkennzeichen haben und erst ab März wieder auf die Piste dürfen, folgten wir der Einladung eines Vereinsaktiven der Thüringer „Treckerfreunde Elxleben“, Harry Z., der seine Treckerfreunde zum Jahrestreffen in einem dortigen Hotel mit unserer Ankunft als Ehrengäste zu einer Lesung aus meinem ersten Abenteuerreisebuch überraschen wollte.

Elxleben

Harry und einige seiner Oldtimertraktorkollegen lernten wir einst im Mai 2016 in Wildungen/Odershausen kennen, wo 1430 Traktoren zur längsten Traktorkolonne weltweit für das Guinness-Buch-der Weltrekorde zusammen kamen. Natürlich haben wir den bisherigen Rekord, der bei 944 Traktoren lag mit allen anderen Traktorverrückten mit Leichtigkeit geknackt.
Die Überraschung unserer Anwesenheit kam gut bei den sehr sympathischen Leuten aus Elxleben und Umgebung an, die sich zahlreich am Abend oft mit Anhang im Hotelsaal einfanden. Hier spürte man regelrecht den engen und freundschaftlichen Zusammenhalt und die Vereinstreue der Mitglieder.

Elxleben

Die Landeshauptstadt Erfurt befand sich nur etwa 30 Minuten vom schmucken Örtchen Elxleben entfernt, die wir aber mangels Zeit am Folgetag nicht aufsuchten.
Meine erste Lesung in Thüringen. Hat Spaß gemacht!
Mal schauen, wann mal eine Anfrage aus Bayern oder Rheinlandpfalz oder auch aus Papua Neuguinea kommt.
Da sind noch weiße Flecken auf unserer Vortragslandkarte, die wir nicht ungerne ausfüllen möchten.
Spät im März machten wir uns, so wie in den drei Jahren zuvor, einmal sogar mit unserem Schlepper, mit unserer Oldtimerente auf den Weg nach Leipzig zur Buchmesse, wo wir im gleichen Hotel wie die Jahre zuvor zwei Tage Quartier bezogen.
Bezeichnenderweise heißt dieser empfehlenswerte Beherbergungsbetrieb „Hotel zum Abschlepphof“, wo ich auch schon mal eine Autorenlesung einen Tag nach meiner Premierenlesung in der Buchmesse aus Buch Nummer zwei mit dem Titel „Wir hatten keine Zeit uns zu beeilen“ hatte.
In den Messehallen ging es wie immer hoch her.

Messestand Traveldiary

Fast alle Straßenbahnen, in die wir auf dem kurzen Weg vom Hotel zum Messegelände einsteigen wollten, waren total überfüllt und es hätte wohl kein Lexikon oder Duden mehr zwischen die aufgeschichteten Menschenmassen gepasst, doch die sechste Bahn hatte gerade noch ein Steheckchen frei und wir gelangten endlich zum Stand meines Verlages, dem „Travel-Diary-Verlag.“
Groß war die Freude auf beiden Seiten, als wir die „Macher“ und „Macherinnen“ des Verlages wiedersahen. Auch Mitautoren, die wir schon kannten und neue Autoren, die über diesen Verlag ebenfalls publizierten, lernten wir kennen und viele interessante Gespräche ergaben sich daraus, so dass wir nach stundenlangem Stehen, Reden und Gehen ziemlich erschöpft wieder im Hotel ankamen. Diesmal waren die Straßenbahnen fast leer gegen Abend.

Buchmesse Leipzig

Wir hätten absolut keine Lust mehr gehabt, die zwei Kilometer zu Fuß zu gehen.
Bevor ich es vergesse zu erwähnen: Meine liebe Sozia Barbara hatte in einer der Hallen nach stundenlangem Anstehen die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, ihren Lieblings-Krimiautoren Sebastian Fitzek minutenlang ganz nahe zu sein, indem sie ihm seinen neuesten Thriller „abluchste.“ Und dies sogar mit einer persönlichen Widmung.
Was war sie selig und euphorisch danach und ich konnte sie in den weiteren Stunden kaum noch mit irgendetwas Anderem beeindrucken oder ablenken.
Nun ja, ich stehe halt viel weniger auf Krimis und lese eher Biographien oder Reiseberichte. Die sind in der Regel viel offener und leichter durchschaubar. Jedem Tierchen sein Pläsierchen!
Nun sollte aber unser Oldtimer-Gespann mal wieder auf Deutschlands Straßen zu sehen sein.
Einen Campingplatz in Niedersachsen, der via Internet fast durchweg von den Kommentatoren/Gästen positiv beurteilt wurde, erregte unsere Neugier und eines schönen Sonntags fuhren wir mit unserem 27 PS-Wägelchen die etwa 140 Kilometer zum besagten Platz, nach Derneburg/Holle am Randgebiet des Harzes, zwischen den Flüsschen Innerste und Nette gelegen, nicht weit von Hildesheim entfernt.

Scherz am Bauwagen

Auch ein Bade-und Angelteich war in das Platzgelände eingebettet, sowie eine Minigolfbahn, ein Sportgerätegelände und ein Kiosk mit Imbiss.
Hier wollten wir 14 schöne Ferientage im Juni verbringen, zumal die Inhaber des Campingplatzes „Seecamp“ und das Personal sehr erfreut waren, als wir erzählten, dass wir mit einem Traktor-Bauwagengespann kommen werden.

Restaurant Seecamp Holle

Im Begrüßungsgespräch erwähnte ich, dass wir in den letzten 10 Jahren schon circa 150 Campingplätze mit unserem Traktor aufgesucht hätten und ich im letzten Jahr überraschend eine Autorenlesung auf dem Campingplatz im hessischen Witzenhausen gehabt habe.
So kam es dazu, dass wir Mitte Juni nach 8 Stunden geruhsamen Tuckern über die Mittelgebirge Solling und Vogler diesen wunderschönen Erholungsplatz ohne Pannen erreichten.
Eine Woche später, an einem Samstagabend trug ich unsere Abenteuer im dem Campingplatz angeschlossenen Restaurant den sehr gemischten, internationalen Zuhörern vor.

Restaurant Seecamp Holle

Neben einigen deutschen Dauercampern wollten auch Holländer und Dänen und sogar ein Ungar meine Reiseberichte hören und sehen.
Eine kleine Episode möchte ich herausstellen.
Ein finnisches, älteres Ehepaar, die Frau sprach ein recht gutes Deutsch, die während der Lesung auch anwesend waren und sogar meine Bücher erwarben, erzählten uns, dass sie uns 2011 in der finnischen Tagespresse nahe Helsinki mit einem Kurzbericht und einem Farbfoto in Erinnerung behalten hatten.
Zufällig hatte ich diesen Presseartikel an der Innenwand des Bauwagens laminiert hängen und die beiden Finnen bestätigten übereinstimmend, dass dieser Artikel derjenige war, den sie damals gesehen hatten.
Zufälle gibt’s!
Es gab noch eine zweite Episode, von der ich gerne berichten möchte.
Am Vortag unserer Abreise reiste gegenüber unseres Stellplatzes ein österreichisches Pärchen, Rudolf und Maria mit einem Caravan an. Da sich der Mann sehr interessiert trotz Dauerregens unser Gespann ganz genau anschaute, bat ich ihn in unseren Bauwagen, um nach dem Grund seines Interesses zu befragen.
So kam heraus, dass beide gerade wieder einmal von einem Auslandsaufenthalt hier Zwischenstation auf dem Weg nach Österreich machten und er nach seiner Pension Filmemacher und Reisefotograf wurde und eine eigene Produktionsfirma hat. (DVCK Filmproduktionen) whttps://www.dvoracek.co.at/
Sie waren sogar schon in China und in seiner Heimat ist Rudolf ein gefragter Unterhalter, besonders in Reha- und anderen öffentlichen Einrichtungen, wo er seine Filme und Fotos in Abendveranstaltungen vorführt.
Auch für das österreichische Fernsehen ORF hat er schon seine Kultur-und Reisefilme zu Verfügung gestellt.
Nun kam ihm die spontane Idee, uns, im Bauwagen auf der Eckbank hockend, ein Statement über unsere Europatour abzuringen.
So redeten wir frisch drauf los und mit drei hochwertigen Kameras hielt Rudolf alles fest.
Diese vierminutenlange Einblendung wolle er in einen Norwegenfilm mit einbauen und uns den ganzen Beitrag dann per Post auf DVD nach Deutschland schicken und dann auch zu Hause in seinem Umfeld vorführen.

Badeteich im Seecamp Holle

Diesen sehr informativen, von Meisterhand in Szene gesetzten Film haben wir bekommen und sind begeistert.
Außerdem bekamen wir eine Einladung, die beiden einmal in Semmering in Niederösterreich zu besuchen. Nun denn…
Alle guten Dinge sind drei!
Daher eine dritte Episode.
Auf der Heimfahrt, circa 3o Kilometer südlich von Holle hielt uns ein stark gestikulierender Mann mittleren Alters, der seinen PKW auf einem Standstreifen auf einer Bundesstraße geparkt hatte an.
Wir stoppten, da wir dachten, wir hätten eine von uns unbemerkte Panne.
Heraus kam, dass es der fernsehbekannte Erwin Stahlmann war, der hier in der Nähe einen Bauernhof betreibt und der einst mit dem noch bekannteren „Deutz-Willi“, ein 80jähriger Globetrotter aus Lauenförde, als Kompagnon und Fahrer auf seinem eigenen Traktor auf dem Weg nach Mallorca war. Die beiden erlebten viel Schönes, aber auch mitunter weniger Erbauliches auf der fast 3000 km-Fahrt miteinander. Der NDR hatte damals ausgiebig darüber berichtet und wir kannten Erwin natürlich wegen seiner TV-Präsenz.
Er meinte:“ Na endlich lernt man euch mal kennen, wenn auch nur an der Straße!“
Nach ein paar freundlich gewechselten Worten und einer Einladung seinerseits, ihn mal in Lamspringe zu besuchen, verabschiedeten wir uns wieder von dem vitalen Niedersachsen und tuckerten weiter der hessischen Heimat entgegen.
Und noch einmal: Zufälle gibt’s!

Anfang Juli hatten wir die nächste Lesung in einem Hotel in unserer Heimatstadt Hofgeismar.
Der örtliche VDK-Sozialverband hatte uns eingeladen, eine gute Stunde den für diese Veranstaltung eingeladenen Mitgliedern ein wenig von unseren Abenteuern vorzutragen.
Wie immer liefen knapp 150 erklärende Fotos per Beamer über die aufgestellte Leinwand und offensichtlich hatten alle Zuhörer Freude mir zuzuhören, denn es war außer einem gelegentlichen Räuspern sonst kein Laut zu hören.
Natürlich stand unser Traktor direkt vor dem Hotel zur besseren Veranschaulichung.

Hotel Altes Brauhaus Hofgeismar

Eine Folgelesung soll aus Buch 2, Südwesteuropa, so die Aussage des Vorstandes des VDK im zeitigen Frühjahr erfolgen.
Diese erneute Einladung nehmen wir natürlich gerne an.
Mitte August tuckerten wir, natürlich wieder
angemeldet und bereit zu neuen Taten, bzw. zu neuer Entspannung in das schmucke Städtchen Naumburg zum dort befindlichen 4Sterne-Erlebnis-Campingplatz. Naumburg in Hessen liegt am Rande, bzw. ganz in der Nähe des Habichtswaldes und des Edersees und der Stadt Wolfhagen, also nur 45 Kilometer von unserem Wohnort entfernt.
Auch Nordhessens größte Burgruine, die Weidelsburg, die wir in den nächsten Tagen aufsuchten, lag nur einen Katzensprung vom Campingplatz entfernt und war eine Wanderung wert, sowie die gefahrlose Überquerung der nordhessischen Elbe, die unterhalb der Burgruine vorbei floss.

Campingplatz Naumburg

So war es lediglich nur eine sogenannte Aufwärmtour für mich durch die 2 ½ stündige Fahrt bis zum besagten Ziel, an dem wir eine Woche bleiben wollten.
Auch eine Lesung an einem Samstagabend in einem großen Zelt vor dem Campingrestaurant wurde mir von der sehr engagierten und netten Leitung des Campingplatzes angeboten.
Auch die örtliche Presse kündigte diese Veranstaltung an, so dass letztendlich das Zelt gut mit Zuhörern aus dem Städtchen und mit Mitcampern gefüllt war.
Da wir seit Ende Juni unerwartet in den Besitz einer mittelgroßen, sehr wohlerzogenen und lieben Hündin gekommen waren, die uns seither sehr viel Freude bereitet und auch, wie wir feststellen konnten, absolut campingtauglich ist, aber von ihrer Größe her nicht im Traktor mitreisen konnte, sind wir überein gekommen, dass meine liebe Frau mit unserer Oldtimerente vorausfahren musste.
Die hat ja zwei Sitzplätze und der Hund konnte sich ausbreiten, was er mit Wonne auch getan hat, mit der Schnauze stets auf Frauchens Schoß und dem Geschwindigkeitsrausch des Boxermotors ergeben.

Lesung Naumburg Hesssen

So waren wir auch tempomäßig etwas beweglicher für kurze Trips in die Umgebung und überflügelten die normale Traktorgeschwindigkeit um mindestens 70 kmh.
Aber zurück zur Lesung.
Wir wollten uns am ersten langen Wochenende unseres Aufenthaltes mit ganz bestimmten Besuchern treffen, die wir seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatten.
Diese mit Ungeduld und großer Freude erwarteten Besucher hatten sich an einem Freitagnachmittag in einem exklusiven Ferienhaus auf dem Platz einquartiert, nur etwa 5 Minuten Fußweg von unserem Gespann entfernt.
Um weitere Erklärungen zu vermeiden, füge ich einfach mal den Anfang meiner Begrüßungsrede am Abend der Lesung untenstehend ein.

Mein Freund Dick

„Einen schönen guten Abend, liebe Besucher und herzlich willkommen!
Tja, bevor ich mit unseren Abenteuern, die wir erlebt haben, beginne zu berichten, habe ich heute etwas ganz besonderes zu mitzuteilen, das unmittelbar mit unserer Europatour zu tun hat und dies möchte ich Ihnen, sehr verehrte Campinggäste nicht vorenthalten.
Es war im Sommer vor 43 Jahren, 1974, als wir auf einem Campingplatz in Kroatien, direkt am Meer bei dem Fischerort Novigrad in einem Zweimannzelt Urlaub machten.
Während dieses 14 tägigen Aufenthalts dort lernten wir ein ausgesprochen nettes Holländerpärchen, frisch verheiratet, in unserem Alter kennen, freundeten uns an, da sie auf unserer Wellenlänge lagen und unternahmen fortan alle Ausflüge gemeinsam und verbrachten eine wunderbare, unvergessene Zeit miteinander.
Im Herbst 1974 besuchten sie uns einmal in Deutschland und auch ich war für ein tolles Wochenende Gast in Holland bei den beiden Globetrottern.
Leider verloren wir dann recht bald den Kontakt, was ich sehr bedauerte.
Und…was soll ich Ihnen sagen:
Vor etwa 8 Wochen erreichte uns eine Email aus Holland, mit der Frage, ob ich derjenige bin, den sie auf unserer Homepage von unserer Reise im Internet zufällig gefunden hatten.
43 Jahre waren vergangen und ich hatte die beiden zu keiner Zeit aus dem Gedächtnis verloren.
Email auf Email folgte und auch uralte Fotos von unserem Urlaub in Kroatien bekamen wir zugeschickt.
Die Freude war natürlich riesengroß, uns wiedergefunden zu haben und mir standen die Tränen in den Augen, als sie schrieben, ob wir uns wiedersehen könnten. Nichts leichter als das!
Nun sind sie gestern aus dem 360 km entfernten Hoogland, nahe Amsterdam hier auf diesem wunderschönen Campingplatz in Naumburg angekommen und verbringen mit uns ein ereignisreiches, langes Wochenende.
Freunde, die man nach 43 Jahren wiederfindet müssen Freunde fürs Leben sein, denke ich.
So möchte ich jetzt mit Ihnen zusammen meiner großen Freude noch einmal Ausdruck verleihen, indem ich DICK und ELS REEF, die heute Abend unter uns sind zurufen:
„Herzlich Willkommen in Deutschland, herzlich Willkommen in Naumburg, herzlich Willkommen in unserer Mitte!“
So meine ungewöhnliche Begrüßung zu Beginn meiner weiteren Ausführungen zu unserer Nordeuropatour.
Zwei ereignisreiche Tage schlossen sich an, bevor die beiden wieder in ihr Ländchen mit ihrem Oldtimer-Volvo zurück fuhren.

Unsere Holländer testen die Sitzposition

Wir werden nun den Kontakt engmaschig beibehalten und planen, den Holländern im kommenden Jahr auch mal einen Besuch abzustatten.
Wahrscheinlich aber eher nicht mit unserem Traktor, da es dort oben riesige Käseberge geben soll, die schwierig zu überwinden wären.
Aber mit dem Traktor werden wir in Naumburg nochmals irgendwann zu Gast sein.
Dieser Platz übertraf alle unsere Erwartungen.
Eine kleine Ausfahrt haben wir während unseres Aufenthaltes zur Stadt Waldeck am Edersee unternommen.
Der Edersee oder auch Ederstausee ist der flächenmäßig zweitgrößte Stausee Deutschlands und immer einen Besuch wert.
Als ich im dortigen Touristenzentrum nach einem Autoaufkleber nachfragte und mit unserer Ente auf dem dazu gehörigen Parkplatz vor dem Touristikcenter stand, kam ich mit der Touristikdame in ein reges Gespräch, das zuerst unser zweisitziges Vehikel betraf, das sie faszinierte.
Sie fotografierte sogleich die rote Ente und stellte das Foto mit unserem Einverständnis sogleich bei facebook ein.

Waldeck

Dann erzählten wir, wo wir z.Z. campierten und dass ich zuweilen schriftstellerisch tätig bin. Letztendlich kam dabei heraus, dass wir im Frühjahr eine Einladung zur Autorenlesung im Tourismuszentrum bekommen werden. Toll!

Wir wurden im September auf eine Veranstaltung der Gemeinde Borgentreich im Ostwestfälischen aufmerksam, die uns neugierig machte.
Der sogenannte Traktor-und Museumsverein „Die Dreschflegel Natingen-Borgholz“ luden zum großen Jahrestreffen auf ihrem Vereinsgelände für ein langes Festwochenende ein.
Schon am Freitagmittag trafen wir mit unserem Gespann und dem knallroten Döschwo samt Hund dort ein und bekamen einen ruhigen Stellplatz hinter der Museumsscheune mit Stromanschluss und Toilettenbenutzung.

Unser Stellplatz

Und natürlich sogleich Kontakt mit einigen Vereinsmitgliedern, die noch am Aufbauen und Einrichten für das kommende Wochenende waren.
Beim Rückwärtsrangieren mit dem Bauwagen (ich hatte die dreistufige Aufgangstreppe zum Bauwagen schon herunter gelassen), brach eine Seite der Aufhängung der Treppe mit einem unangenehmen Geräusch ab.
Ich hatte glatt vergessen, dass die Treppe schon mit dem unteren Füßen auf der Wiese stand.
Nun war guter Rat teuer.

Die Dreschflegel

70 Zentimeter sollten nun ohne Treppe bis zur Bauwagentür überwunden werden. Zu viel für unsere steifen Knochen und die sprungungewohnte Hündin.
Nebenan, in der Museumsschmiede war aber gerade ein ehemaliger Schweißer zu Gange, der sich umgehend unseres Problems annahm und mit wenigen Handgriffen die abgerissene Stelle der Aufhängung wieder anschweißte.
So begann ein sehr ereignisreiches Wochenende, wo in den nächsten beiden Tagen an die 60 Oldtimertraktoren aus der näheren Umgebung zu bestaunen waren.

Schild aus den Fünfzigern

Unser Gespann und die rote, frisch polierte Ente fielen natürlich besonders auf, da wir die Einzigen waren, die mit einem Bauwagen angereist waren.
Am Sonntagmorgen wurden wir von den Vereinsmitgliedern zu einem rustikalen Frühstück in die Museumsscheune eingeladen, wo es außer frischem Mett mit ordentlich Zwiebeln und Knoblauch auch weitere herzhafte Schweinereien von einer Hausschlachtung gab.

Auf dem Weg nach Borgholz

Die Westfalen scheinen kleine Leckermäuler zu sein, wie wir feststellten.
Auch hier in Borgholz wollen wir noch einmal in zwei Jahren zum nächsten Event wieder dabei sein.

Eine sehr seltene Traktormarke

Der Gewerbeverein Reinhardshagen, Ortsteil Veckerhagen, an der Oberweser gelegen, hatte uns schon im Sommer zur großen Gewerbeschau unter dem Thema „Liebenswerte Vielfalt“ eingeladen, mit dem Gespann vor Ort zu sein, um dann in einer großen Veranstaltungshalle an den beiden Wochenendtagen je zwei Lesungen zu zelebrieren.
Diese unerwartete Einladung nahmen wir natürlich gerne an und freuten uns über die große Resonanz, die unserem Gespann und meinen Lesungen zuteil wurde.

Unsere Lexi ist immer dabei

Wir lernten unter anderem die Sagengestalten Graf Reinhard und den Bischof von Paderborn, zünftig in Tracht der damaligen Zeit gewandet kennen, die stellvertretend für die Reinhardswaldsage standen und uns auch in unserem zweiten Heim ihre Aufwartung machten und sich ins „Gästebuch der Globetrotter“ eintrugen.

Ein einsamer Redner

Hier die „Reinhardswaldsage:
Zwischen Weser, Diemel, Esse und Fulda erstreckt sich der sagenumwobene Reinhardswald. Vor ungefähr 700 Jahren wurde hier Korn angebaut, als die Getreidepreise noch sehr hoch waren und die Leute aus den Taldörfern fortzogen, um im Wald Huteeichen zu schlagen und den Waldboden zu pflügen. Zu eben dieser Zeit lebte dort der Graf Reinhard, dem alles Land und alle Dörfer zwischen Diemel und Weser gehörten. Er war ein besessener Spieler, doch war das Glück selten auf seiner Seite, sondern meistens auf der seines Gegners, dem Bischof von Paderborn.
Als der Graf wieder einmal verloren hatte, schlug er ein letztes Spiel vor und setzte seine gesamte Grafschaft aufs Spiel. Die Würfel fielen und er war ruiniert. So schnell gab sich Graf Reinhard jedoch nicht geschlagen. Voller List fragte er den Bischof, ob es ihm vergönnt sei, noch eine letzte Aussaat und Ernte auf seinem Boden vorzunehmen. Der Bischof von Paderborn war damit einverstanden.
Aber was säte der Graf im Herbst? Nichts als Eicheln und Bucheckern. Die Dörfer ließ er niederbrennen und die alten Hofstätten dem Erdboden gleichmachen. Im Frühjahr reckten sich die jungen Bäumchen und es grünte talauf und talabwärts. Als der Bischof im Herbst wiederkam, um seinen Besitz anzutreten, führte ihn der listige Graf hinaus in die Flur.
„Ihr seht ja, Herr Bischof, meine Ernte ist noch nicht soweit, Ihr müsst Euch noch etwas gedulden.“
So entstand der sagenumwobene Reinhardswald.
(Quelle: Die Sage vom Reinhardswald, https://www.bad-karlshafen.de/index.php?id=420]

Auch die anderen Mitglieder des Vorstandes erwiesen sich schon nach kurzem Kennenlernen als „echte Kerle“ und „kernige Damen“, von denen wir mehrmals zu einem Umtrunk, jeweils nach täglichem Ende der Gewerbeschau eingeladen wurden.

Hoher Besuch bei uns

Direkt neben unserem Stellplatz war ein Bierpilz und eine Hüpfburg für Kinder aufgebaut. So war es zu keiner Zeit langweilig, bis in den frühen Morgenstunden den durstigen, erzählfreudigen Besuchern und tagsüber den hüpfenden Kindern zuzuschauen und besonders zuzuhören.
Die Produkte der Aussteller in den Hallen und im Außengelände waren sehr sehenswert und informativ, jedoch die Spanferkel am Spieß interessierten uns dann doch etwas mehr und wir langten tüchtig zu.

Gewerbeschau Reinhardshagen

Ein wunderbares, wenn auch etwas anstrengendes Wochenende ging zu Ende und ich trat meine letzte Heimfahrt mit unserer guten alten Tante Paula in diesem Jahr an.

Gewerbeschau Reinhardshagen

Nun steht sie wieder in unserer inzwischen neugedeckten Scheune auf unserem Grundstück neben ihrem „Ziehvater“ namens Zetor-Vagabund und wartet mit unserer Oldtimerente auf das nächste Frühjahr, wo schon weitere Ausflüge geplant sind.
Wie werden wir bloß das fahrunfreie Winterhalbjahr herum bekommen?
Einige Verschönerungsarbeiten im Bauwagen und am Trecker stehen an und auch der zweijährige TÜV für beide motorgetriebenen „Boliden“ im Frühjahr kommen auf uns zu.

Lexi

Nun ja, es wird wohl kein Prüfer so dreist und unverständig sein, den 34 Jahre alten Traktor und die 28 Jahre alte Ente durchfallen zu lassen.
Wir haben Hoffnung und sind gespannt, was uns das nächste Jahr an positiven Überraschungen bringen wird.
Ich werde darüber im Oktober 2018 wieder berichten.

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