Was ist seit Oktober 2020 geschehen ?

Ein Jahr zum Freuen, zum Trauern, zum Mäusemelken.
Ein Jahr der Hoffnung, der Enttäuschungen, des Fortschritts.
Ein Jahr im Wandel, in Bewegung, in Unruhe.

Nachdem wir schon allein wegen der Ausbreitung der Pandemie mit unserem Gespann nicht verreisen konnten, da die meisten Campingplätze nur bedingt geöffnet hatten oder erst gar nicht in die Sommersaison starteten und ich mich außerdem im September einer größeren, geplanten Operation unterziehen musste, hatten wir alle Hoffnung, im Jahr 2021 doch noch endlich wieder unsere Oldies aus dem Schlaf zu wecken zu können.

Nur circa 300 Kilometer, etwa 1200 Kilometer weniger als sonst in den letzten 9 Jahren, fuhr ich bis Ende November mit unserem Traktor.
Mal zum Tanken, zur Werkstatt, zum Waschen, zum Supermarkt und über die Feldwege in unserer Gemarkung.

Eine Abwechslung vom Alltagstrott, wenn auch ungeahnt viel Arbeit brachte uns im Spätherbst das Fällen einer unserer vielen etwa 150 Jahre alten Eiche auf unserem Grundstück, die morsch
geworden war und auf einem steinigen Steilhang stand, wo sie umzukippen drohte.

1 Baumfällung

Mehrere Festmeter Holz werden uns dann im übernächsten Jahr nicht nur die Füße wärmen.

2 Haubenpost

Der Februar 2021 brachte uns mehr Schnee als uns lieb war.

3 Scheeverwehung

Allein um von unserer Haustüre bis hin zur Straße zu gelangen war fleißiges Schaufeln nötig.

4 Glasfaserausbau

Unseren PKW aus der Garage zu holen gaben wir gleich auf, da der Schnee sich so hoch vor dem Tor angehäuft hatte, dass das Schwingtor völlig blockiert war. Wir warteten stattdessen auf Tauwetter, da wir ja Rentner sind und alle Zeit der Welt haben.

5 In Wartestellung

Im April endlich ein Lichtblick: In unserem Hugenottendorf wurden Glasfaserkabel verlegt. Die Arbeiten dauerten bis Ende Juli, verbunden mit entsprechend aufgerissenen Gehwegen und mit einer nicht unerheblichen Geräuschkulisse von 7 -18 Uhr.

6 Kabelrollen

Bis heute warten wir auf den Anschluss, bzw. die finale Freischaltung.
Aber wir sind ja in Rente…

Etwas sehr Betrübliches, Einschneidendes passierte überraschend Anfang Mai: Meine knapp 90jährige Mutter ereilte nach kurzer, schwerer Erkrankung ein gnädiger Tod und wir hatten in dieser Phase alles andere im Sinn, als mit dem Traktor auf Tour zu gehen.

Ich weiß nicht, ob es uns über diese schwere Zeit hinweg getröstet hat oder einfach nur notwendig geworden war. Wir kauften uns nach 9 Jahren mal wieder ein neues Auto. Diesmal einen Kombi, aber diesen ohne Anhängerkupplung, die der Vorgänger aber hatte.

Wir hatten ja noch den Traktor, der verlassen in der Scheune stand und sich langweilte.

7 Aufhängung der Ackerschiene

Ein Kugelkopf war fix an die Ackerschiene angebracht. Jedoch ergab sich ein Problem. Da sich bedingt durch die Hydraulik die Ackerschiene ständig etwas nach oben oder nach unten bewegte, musste laut straßenverkehrsamtlicher Vorschrift eine starre Aufhängung angefertigt werden, das unsere wackeren Werkstattleute der hiesigen Raiffeisenwerkstatt mit 2 angeschraubten Flacheisen prima hinbekamen.

8 starre Verbindung

Die Hydraulik wurde permanent abgeschaltet und wir konnten von nun an unseren PKW-Anhänger anhängen, um unsere etwa 15 alljährlichen Hängerladungen mit Ast-Hecken- und Baumschnitt und den Sperrmüll abzufahren.

9 Spiegelhalterung

Eine Außenspiegelhalterung am Zetor war im Juni durch ein unglückliches Rangieren unter einem zu niedrigen Vordach halb abgerissen und die gegenüber liegende Seite hatte auch schon 37 rostige Jahre hinter sich.
Dank des rührigen, stets hilfsbereiten Joachim, ein führender, heller Kopf im Zetorforum www.zetor-forum.de, (dem wir seit 2018 angehören) und der mir die beiden benötigten Teile umgehend zuschickte, war dieses Problemchen alsbald aus der Welt geschafft.

10 Eigenkomposition

Im Hochsommer besuchte uns ein zweites Mal seit 2020 der mit einem ziemlich starken neuen Traktormodell der österreichischen Marke STEYR ausgerüstete freundliche Globetrotter Detlef aus dem brandenburgischen Heiligengrabe-Papenbruch für einen Nachmittag. Er war mal wieder auf der Durchreise ins Blaue. Wir sollten bei ihm Station machen auf unserer geplanten Reise im Oktober an die Ostsee…

11 Traktorfreund von weither

Ein nächstes Ereignis, eher schon eine Tragödie bahnte sich an, als mir meine Frau eröffnete, dass sie laut ihrem Orthopäden schon im kommenden August auf der einen Körperseite u.a. eine neue Laufbuchse bekommen sollte.
Ihr Achsschenkel wäre abgenutzt, liefe schon lange gefährlich trocken und der Querlenker würde bald auch seinen stabilisierenden Dienst einstellen, wenn sie nicht alsbald operiert werden würde.

12 vor der Johnniskirche

Somit ergaben sich ganz neue Planungen und eventuelle Ausflüge und Kurzreisen rückten wieder in weite Ferne.

Das sogenannte jährliche historische Flugplatzrennen, eher eine gigantische Oldtimerschau, die in diesem Jahr in Thüringen stattfinden sollte und wo ich mich schon 2019 als aktiver Teilnehmer angemeldet hatte, musste ich leider absagen, da der Zeitraum genau in die Operationswoche fiel. https://www.tw-sportsoft.de/Classic_Motor_Weekend_Obermehler_Schlotheim_2021/

Und meine fast 32 Jahre alte Ente wäre soo gerne am Start gewesen anstatt überwiegend ungenutzt mit dem standorttreuen Zetor und unserer guten, alten Tante Paula in der Scheune herum zu stehen.

Auch die lange geplante Fahrt zum 5. deutschen Zetortreffen in Rudolstadt-Remda zu unseren Zetorfreunden musste gecancelt werden, da zu dieser Zeit meine Frau zwar nicht gerade in den letztenWehen lag, aber sich drei lange Wochen in einer REHA-Einrichtung mit ihren Gesundheitshandwerkern beschäftigen musste.

Fünf Wochen war die Mutter krank, jetzt …!

Im September dann wieder große Freude: Nach mehrmaligem Verschieben wegen Corona bekam ich die Gelegenheit, mal wieder eine Autorenlesung durchzuführen.

13 Lesung

Die Gruppe „60 plus“ der Kirchengemeinde „Johanniskirche in Kassel-Wolfsanger“ hatte mich eingeladen, den zahlreichen Besuchern von unserer Europatour zu berichten.

14 Vortrag in der Kirche

https://www.kirche-wolfsanger.de/

Gerne kam ich dem Wunsch der rührigen Organisatoren und ausgesprochen herzlichen Leiter der Gruppe nach.
So befand ich mich vor einem Lesepult sitzend und mittels Mikrofon gut hörbar ganz vorne im Kirchenschiff im Altarraum und war mal wieder in meinem Element.
Etwa 130 Fotos von unserer Europareise brachten die sonst weiße Kirchenrückwand zu Leuchten und auch mein Traktor, der authentisch frisch aufpoliert direkt vor dem Kircheneingang geparkt war tat ein Übriges, um den Zuhörern und -Sehern die Reise näher zu bringen.

15 Bilderwand

Schon im zeitigen Frühjahr versuchte ich mich mal in der Kunst der Malerei, womit ich früher niemals punkten konnte.

16 In Kamerun

Jedoch, wie ich bestätigt bekam, waren meine bis dato gemalten 55 Öl-und Acrylgemälde gar nicht so stümperhaft auf die Leinwände gebracht und das eine oder andere „Pseudokunstwerk“ wechselte den Besitzer. Wer nichts Neues beginnt, hat im Alter nichts zu erzählen!

Mitte Oktober sollte ich, lange zuvor vom Veranstalter geplant in Rövershagen-Graal-Müritz, nahe Rostock eine Lesung abhalten.
Das wären 4 Tage Anfahrt a 110 Kilometer und jeweils mindestens 6 Stunden Fahrt mit dem Gespann gewesen.
Nichts für Sonntagsfahrer, aber wir waren ja bislang noch sehr viel größere Strecken und Anfahrten gewohnt. Was wäre das schön gewesen, danach noch ein paar Tage auf einem Campingplatz an der Ostsee zu verbringen, aber …
Da meine Frau mit den neu eingebauten korrosionsfreien Ersatzteilen noch lange nicht in der physischen Lage war, 24 Stunden hin und 24 Stunden zurück auf dem ungefederten Traktorsitz auf dem Kotflügel zu hocken, musste ich leider dieses Event auch absagen.
Dafür arbeitete ich mich, so gut es eben ging mit bereitwilligen Helfern verstärkt in unser Grundstück ein, da ich im Jahr zuvor gesundheitlich nicht in der Lage war.

17 Treffende Bezeichnung

Es gab viel nachzuholen. Viel lieber wäre ich auf Reisen gewesen!

Da so Vieles, Geplantes in den zurückliegenden Monaten nicht durchgeführt werden konnte, gönnten wir uns Ende Oktober einen einwöchigen „Langzeiturlaub“ in Kamerun.

18 Deutschlands nördlichster Weinberg

Ja, in Kamerun! Eine Ansiedlung am Rande des idyllisch gelegenen niedersächsischen Städtchens Hitzacker im Wendland, unweit der Städte Lüchow und Dannenberg.

19 Blick auf die Elbe

Ein schmuckes, hundefreundliches Blockhaus in einer Feriensiedlung war unser vorübergehendes Domizil.

20 Grünender Apfelbaum

Gut, in Amerika in Sachsen waren wir auch schon mal auf der Durchreise, nach Afrika im Brandenburgischen kommen wir sicher auch einmal hin und in Rom in der Eifel soll es recht beschaulich und ruhig zugehen.

21 Unser Ferienhaus

Unser Neuerwerb in punkto Fahrzeug erwies sich besonders auf Langstrecken als ein sehr bequemes Fortbewegungsmittel und auch meine Frau und ihre Hündin profitierten von der erschütterungsfreien Fahrt in den Urlaub.

22 Baumschnittabfuhr

23 Anstrich folgt

Letztendlich gönnten wir uns eine neue 36 Meter lange Teileinfriedung unseres Heimgrundstückes und der alte, etwa 50 Jahre alte Maschendrahtzaun wich einem Hölzernen, den ich sicher erst in 20, 30 Jahren mal wieder mit frischer Farbe versehen muss.

24 Der neue Zaun

So vergingen 12 Monate voller Höhen und Tiefen.
Die Hoffnung auf ein neues, abenteuerliches Reisejahr mit dem Traktor-Bauwagengespann im kommenden Jahr gebe ich nicht auf, obwohl meine beiden Kinder und auch meine Frau eher skeptisch sind, was meine Konstitution angeht.
Ich weiß, dass ich nicht bis zum Sanktnimmerleinstag mit dem Traktor verreisen kann, aber ein paar Jahre sollten es noch werden, bevor ich ein „Stubenhockergrantler“ werde.
Es gibt immer einen Weg!
Und ich sinniere, auf der gemütlichen Eckbank im Bauwagen sitzend:
In einem Hotel bin ich nur Gast!
HIER bin ich zu Haus!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vierzehn − fünf =

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen